Die erfolgreiche Shooting-Ausschreibung

Und die erfolgreiche Bewerbung darauf

„Ich suche verzweifelt ein Modell oder ich suche einen Fotografen aber es meldet sich niemand.“ Diese und ähnliche Aussagen lese ich häufig in Foren oder höre sie von Teilnehmern bei Treffen oder Workshops. Da drängt sich die Frage auf, wieso das so sein muss, wo doch eigentlich reichlich Fotografen ihre ersten Modelle suchen und Modelle ihre ersten Fotografen. Und auf jeden Topf passt ja ein Deckel, heißt es.

An dieser Stelle möchte ich Dir ein paar Tipps auf den Weg geben, wie Du mit relativ wenig Aufwand Deine Suche erfolgreicher gestalten kannst. Da die Vorgehensweisen und bei Modellen etwas von denen bei Fotografen abweichen, gliedere ich das in Fotografen, Modelle und für alle.

Modell oder Fotografen zu finden ist schon schwierig genug. Es ist aber höchstens die halbe Miete. Ebenso wichtig ist, das Shooting selbst erwartungsgemäß durchzuführen, die versprochenen Ergebnisse im versprochenen Zeitrahmen zur Verfügung zu stellen und damit dafür zu sorgen, das man im Freundeskreis des Shooting-Partners empfohlen wird. So können leicht mehrere Shootings aus nur einer einzigen Bewerbung auf die Ausschreibung entstehen. Deshalb ist es nicht nur wichtig, überhaupt jemanden zu finden, sondern jemand passenden zu finden und eine klare Erwartungshaltung zu generieren.

Hübsches Modell mit Hut und offener Bluse raucht eine Zigarette und stößt den Rauch genüsslich aus.

Für Fotografen

Als Fotograf suchst Du ein Modell, oder mehrere. Du hast vielleicht schon viele tolle Landschaftsbilder oder Stills oder Architektur aufgenommen, bewegst Dich aber ganz frisch im Genre Menschen und suchst jetzt ein Modell.

Ausschreibung und Betreffzeile

Meist bewirbst Du Dich auf einer Webseite. Diese Webseite wird Dir die Möglichkeit geben, Dich und Deine Arbeiten zu präsentieren. Sie bietet sicherlich auch eine Profilseite an mit Angaben zu Dir, Wohnort etc.

Du solltest jetzt nicht alles wiederholen, was dort schon steht. Die für das Modell wichtigsten Infos solltest Du in jedem Fall in die Ausschreibung schreiben.

  • Ort
    Gib in jedem Fall an, in welcher Region Du Dein Projekt realisieren möchtest. Auch wenn im Profil bereits ein Wohnort steht und Du nicht groß reisen möchtest, dann gib bei der Ausschreibung am besten schon im Titel an, „Suche im Raum München ...
  • Zielgruppe: Geschlecht, Alter, Aussehen
    Gib in jedem Fall an, an wen sich Deine Ausschreibung richtet. Stelle dabei keine zu hohen möglicherweise abschreckenden Ansprüche. Du kannst ja immer noch Bewerber ablehnen, falls Du zu viele bekommst. Trotzdem sollte aus dem Text hervor gehen, was Du suchst. Die Kerndaten am besten schon im Titel. „Suche im Raum München ein weibliches Modell mit langen blonden Haaren...“
  • Zeitraum
    Wenn Dein Projekt an eine bestimmte Zeit gebunden ist, dann gib das an. Aber auch nur dann. Sollte die Webseite die Angabe eines Zeitraums zur Voraussetzung machen, dann denke daran, ihn zu erweitern bevor er beendet ist, falls die Ausschreibung dann immer noch gilt. Womöglich ist es dann aber geschickter, das Shooting mit neuen Worten neu auszuschreiben. „Suche im Frühjahr im Raum München ein weibliches Modell mit langen blonden Haaren...“
  • Projekt, Vorhaben, Bildidee
    Ganz wichtig ist es, Dein Projekt genau zu beschreiben. Da kannst Du gar nicht zu viel schreiben. Beschreibe es so, dass der Leser sich ein gutes Bild davon machen kann.
    Im Betreff sollte wenigstens der Kern der Bildidee erkennbar sein:
    „Suche im Frühjahr im Raum München ein weibliches Modell mit langen blonden Haaren für ein Outdoor-Sommer-Foto“
  • Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
    Wenn Du ein Beilspielbild dafür hast, dann verwende es in der Ausschreibung. Falls Du Dich von Vorbildern inspirieren lässt, dann gibt das auch so an. Inspiration ist keine schlechte Sache. Nachmachen wird schon eher negativ bewertet. Verlinke also nicht nur Deine Inspiration sondern beschreibe genau, an welchen Teilen Du Dich inspirieren lässt und was Du im Detail anders machen wirst.
    „Mir ist da insbesondere ein Foto von XY aufgefallen [hier verlinken oder einbinden]. Es zeigt ein schlankes junges Modell in sommerlichem Gegenlicht auf einer blühenden Wiese. Dabei wirken die Farben leicht pastellig und der Hintergrund leicht verschwommen, ist aber gut erkennbar. In diesem Stil möchte ich ein Bild mit Dir umsetzen.“
    So vermeidest Du übrigens eine mögliche Erwartungshaltung, das Ergebnis sähe exakt so aus wie das Deines Idols. Dein Modell kann noch nicht wissen, ob Du wirklich schon so weit bist, Ergebnisse auf gleichem Niveau zu produzieren.
  • Deine Erwartungen
    Mach eindeutig klar, was Du erwartest. Wäge ab, ob die Erwartungen bereits in die Ausschreibung gehören oder erst in der späteren Kommunikation geklärt werden. Aber setze nichts als gegeben voraus. Beispiel:
    „Du mußt nicht gaanz so jung und schlank sein wie in dem Beispielbild, solltest aber über eine freundliche Ausstrahlung verfügen und diesen verträumten Blick drauf haben.“
  • Aufnahmebereiche
    Falls es aus der genauen Beschreibung des Projektes oder der Bildidee nicht schon hervorgeht, dann weise explizit noch einmal auf die Aufnahmebereiche hin. Die gängigen Bezeichnungen von Aufnahmebereichen sind da aufgrund vielseitiger Interpretationen durchaus geeignet, Missverständnisse zu kreieren. Besonders Bereiche wie „Teilakt“ oder „verdeckter Akt“ können sehr unterschiedlich ausgelegt werden. Und Missverständnisse, bei denen jede Partei den Eindruck hat, es sei doch im Vorfeld alles geklärt worden, haben noch das größte Streitpotenzial. Hier helfen wieder Beispiele und genaue Beschreibungen.
  • Verwendungszweck
    Spätestens zur Vereinbarung eines Shootings, also in den vorbereitenden e-mails, PNs oder Telefonaten, solltet Ihr Euch auf die möglichen Verwendungen verständigen. Solltet Ihr diesbezüglich weit auseinander liegende Vorstellungen haben, dann wäre es sinnvoller, das vorher zu klären oder das Shooting nicht stattfinden zu lassen, als sich nachher darüber zu streiten.
    In diesem Zusammenhang dürfte es der Vertrauensbildung nicht schaden, wenn Du darauf hinweist, dass es einen ordentlichen Vertrag geben wird. Allerdings wirkt das durchaus amateurhaft. Schließlich wirbt man nicht mit Selbstverständlichkeiten.
  • Rahmenbedingungen
    Falls es aus der Projektbeschreibung nicht sowieso schon hervor geht, gib an, ob die Fotos in einem Studio entstehen, ggf. in welchem, oder ob an einer Location. Beschreibe die Location hinreichend. Falls Du an einen Makeup-Künstler (Visagist/in) denkst, Kostüme oder Kulissen zu mieten, gib an, wie Du Dir das mit den Kosten vorstellst. Das geht ganz subtil und doch eindeutig. „Ich werde eine Visa engagieren.“ Oder „Wir teilen uns die Miete für ...“ oder „Bitte bring geeignete Garderobe mit.“ Ob das schon in die Ausschreibung kommt, sagt Dir Dein Feingefühl. Natürlich gehört es im Vorfeld geklärt. Außer Du zahlst für alles. Denn wenn Du es nicht abstimmst, dann wird es eh an Dir hängen bleiben.

Profil und Profilbild

Grundsätzlich gilt, Offenheit schafft vertrauen. Gib also möglichst viel Information über Dich preis. Falls Du kein Profi bist oder eine eigene Webseite mit Impressum hast, in dem dann sowieso Deine persönlichen Daten stünden, dann wird heutzutage jeder größtes Verständnis dafür haben, dass Du auf Portalen unter einem Pseudonym auftrittst und Mailadressen und Telefonnummern nicht direkt in die Ausschreibung schreibst. Es gibt viele Gründe, das nicht zu tun. Mach das dann spätestens gleich zu Anfang in der folgenden Kommunikation. Womöglich gibt es auch da Gründe, das nicht zu machen. Wenn Du Dich bezüglich Deiner Kontaktdaten bedeckt hältst, dann sei Dir zumindest dessen bewusst, dass das beim Gesprächspartner nicht direkt vertrauensfördernd wirkt. Spätestens in einem TfP-Vertrag wirst Du nicht ganz ohne Personalien auskommen. Im Vorfeld sollten mindestens Handy-Nummern getauscht worden sein, um zeitnah zu informieren, falls etwas dazwischen kommt. Das reduziert in solch einem Fall zumindest das Frustpotenzial beim Shooting-Partner.Eng gefasstes Portrait einer Frau

Zeige Dein Gesicht

Das Profilbild sollte Dein Gesicht zeigen. Auch darüber gibt es sehr kontroverse Ansichten, gerade was Profilbilder von Fotografen betrifft, die z.B. Aktfotos machen im Beruf aber in verantwortungsvollen Positionen stehen. Deshalb beschreibe ich hier nicht, was man zwingend tun sollte. Ich beschreibe nur, wie man Vertrauen generiert und damit Hürden des Modells abbaut, sich auf die Ausschreibung zu bewerben.

Vermittle einen sympathischen Eindruck. Lächele, wenn möglich. Als Fotograf weißt Du ja, wie das geht.

In vielen Fotoforen zeigen Fotografen ihre Gesichter, wenn überhaupt, dann gern sehr effektvoll belichtet oder bearbeitet oder durch eine Kamera verdeckt. Falls Du gleichzeitig Shootings ausschreibst dann überlege Dir, ob das zielführend ist.

Erfahrene People-Fotografen mit gutem Ruf und einem aussagefähigen Portfolio und vielen positiven Bewertungen von Modellen, Danksagungen im Profil etc. haben da sicherlich mehr Freiheitsgrade als ein Menschenfoto-Anfänger. 

Portfolio = Referenzbilder

Auf Webseiten, die hauptsächlich der Kontaktaufnahme zwischen Modell und Fotograf dienen, ist Dein Portfolio Deine Visitenkarte und Dein Werbeprospekt. Zeige nur Deine besten Fotos darauf. Zeige Fotos, wie Du sie mit Deinen Möglichkeiten tatsächlich auch wieder produzieren könntest. Dabei kann es sinnvoll sein, Fotos von Workshops zu zeigen (s.u.). Allerdings wäre es nicht fair und letzten Endes auch nicht klug, wenn Du nicht Bilder in vergleichbarer Qualität problemlos wieder herstellen könntest.

Falls Du in Deinem Projekt Fotos machen möchtest, wie Du sie noch nie gemacht hast und deshalb Dein Portfolio dafür keine geeigneten Referenzen bietet, dann beschreibe in der Ausschreibung um so genauer, was Du dieses Mal anders machen möchtest.

Huhn-Und-Ei-Problem

Ohne Bilder keine Shootings und ohne Shootings keine Bilder. Dieses Problem wird aus Fotografensicht noch dadurch verschärft, dass beliebte Modell-Vermittlungs-Portale ein gewisses Mindestmaß vernünftiger Modellfotos einer Mindestanzahl verschiedener Modelle zur Voraussetzung macht.

Wenn Du davon überzeugt bist, gestellte Menschenfotos so gut realisieren zu können, dass Du fremde Modelle von Dir überzeugen kannst, dann frag doch zunächst im Freundeskreis. Sei dabei ehrlich damit, dass Du die Fotos als Referenz für diverse Webseiten brauchst um neue Modelle zu finden. Damit klärst Du die spätere Verwendung ab und stellst klar, wie viel Mühe Du Dir geben wirst. Immerhin möchtest Du später damit für Dich werben.

Wenn Du noch nicht sooo sicher bist, dann wäre eine andere Strategie zielführender. Geh zu Workshops, deren Fotos Du in diesem Sinne verwenden darfst. Das geht in aller Regel aus der Beschreibung des Workshops hervor oder frag vorher beim Veranstalter nach. Beachte aber, dass solche Portfolio-Fotos klar die Erwartungshaltung wecken dass Du das später auch eigenständig realisieren kannst. Frag Dich also, ob während des Workshops wirklich Wissen und Können vermittelt wurde, was leider nicht selbstverständlich ist, und ob Du über die Mittel verfügst, ggf. in einem gemieteten Studio, Deine Bildideen in der Qualität umzusetzen, die das Modell aufgrund der Referenzfotos zurecht erwartet.

Du könntest natürlich auch ein professionelles Modell engagieren. Von erfahrenen Modellen kannst Du durchaus einiges lernen. Besonders, wenn Du bei den Verhandlungen um Aufnahmebereiche, Thema etc. Deine Erwartung vermittelst, dass Du für Tipps durchaus dankbar wärest. Ein Modell wird Dir vielleicht nicht die Lichtführung erklären, aber es wird sehr genau wissen, in welchem Licht es gut ausschaut und aus Erfahrung gute Hinweise zum Posing und Outfit geben können. Im schlechtesten Fall wird es aus professioneller Routine einfach nur gut posen und gut ausschauen.

Eine andere oft preiswertete Möglichkeit wäre ein gemeinsam mit Fotografenkollegen organisierte Model-Sharing mit einem erfahrenen Modell, oder gar mehreren.

Ausrüstung

Wie schon gesagt, mit Selbstverständlichkeiten wirbt man nicht. Mit einer Auflistung Deiner tollen Ausrüstung beeindruckst Du bestenfalls weniger betuchte Anfänger. Dafür riskierst Du, dass es auf erfahrenere Fotografen oder Modelle eher lächerlich wirkt. Unerfahrenen Modellen hingegen sagt es nichts. Ergo bringt es nichts, schadet aber vielleicht.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Sollte es für Deine Bildidee von besonderer Bedeutung sein dann schadet es nicht, das Fahrzeugmodell, das als Kulisse dient, genau anzugeben oder einen bestimmten Lichtformer, mit dem ein bestimmter bildwichtiger Effekt möglich wird. Das geht durchaus subtil und ehrlich wie:

„... dazu möchte ich Dich auf meine BMW K1300 setzen. Dein Badeanzug sollte farblich darauf abgestimmt sein. Ideal wäre, wenn Du einen Führerschrein dafür hast. Dann könnten wir auch ...“ oder „An dem Wochenende leihe ich mir ein Alfa Romeo Cabrio eines guten Freundes“ oder „In meinem Studio“ (Dein eigenes) bzw. „In meinem Lieblingsstudio“ (Mietstudio) „steht uns ein XY Licht zur Verfügung mit dem man diesen YZ Effekt erzielen kann, der das Beispielbild auszeichnet.“

Outfit und Requisite

Wie oben schon erwähnt solltest Du zur Vorbereitung klar angeben, was Du vom Modell erwartest. Also auch, welche Kleidung es tragen wird, ob es vorher zum Friseur geht oder ob die Visa auch die Haare macht und wer welche Requisiten mitbringt.

Beim Beispiel des sommerlichen Outdoor-Bildes könntest Du direkt in der Ausschreibung etwas schreiben wie: „Wenn Du ein oder zwei bunte Sommerkleider mitbringen könntest, wie in dem Beispielbild zu sehen, dann wäre das ideal.“ Du wirst Dich womöglich wundern und zu schätzen wissen, welche Klamotten sich die Modelle extra für die Shootings anschaffen. Es findet sicher reichlich Gelegenheiten, die Oberbekleidung und Dessous zu tragen und Du lieferst dem Modell einen womöglich hochwillkommenen Anlass, einkaufen zu gehen.

Für Modelle

Als Modell stehst Du grundsätzlich vor dem gleichen Problem. Du suchst einen Fotografen, es fehlen Dir aber die Fotos, um Fotografen auf Dich aufmerksam zu machen.

Dabei stellen die gängigen Modell- und Foto-Portale geringere Ansprüche an die ersten Fotos der Modelle. Und der Rat, zunächst einmal einen Termin bei einem Profi zu machen, ist nur dann zielführend, falls Du nicht grundsätzlich auf kostenfreie TfP-Fotos aus bist. Trotzdem würde der Tipp natürlich gut funktionieren. Von Freundinnen weiß ich, dass auch niedergelassene Fotografen ihre Kunden und Kundinnen darauf ansprechen, ob sie mit ihnen nicht einmal bestimmte Fotos für deren Eigenwerbung kostenfrei anfertigen können. Es ist also keine allzu dumme Idee, sich zunächst einmal an einen Profi zu wenden.

Verzichte aber unbedingt auf am ausgestreckten Arm aufgenommene Selbstaufnahmen, sog. Duckfaces, ganz egal wie erfolgreich Du damit auf Teenie- und Kontaktportalen womöglich sein könntest. Es gibt leider auch nicht sehr viele Fotografen, die ein unterdurchschnittliches Foto betrachten und ein Modell danach beurteilen können, wie es ausschauen könnte, wenn man die Fotos und Visa etwas professioneller durchführt.

Bitte also mindestens jemanden in der Familie oder im Freundeskreis, Fotos von Dir zu machen. Vermeide Gegenlicht, geh aber dort hin, wo viel Licht ist. Ideal wäre wenn sich an einem sonnigen Tag eine Wolke vor die Sonne schiebt. Wenn Sonne, dann nimm die tiefstehende Sonne am Abend oder Morgen. Mach die Fotos besser nach als vor einem Friseur-Besuch. Schminke Dich deutlich aber nicht übertrieben. Verzichte auf jede Form von Glitter. Das wirkt auf Fotos nicht so wie im Leben oder auf Videos.

Deine Sedkarte

Die Sedkarte entspricht dem Portfolio des Fotografen, enthält die für Fotografen wichtigen Angaben über Dich und einige wenige aber dafür aussagefähige Fotos. Wähle dazu Fotos, die Dich vorteilhaft darstellen, von Deiner besten Seite also. Die Sedkarte sollte dabei mindestens ein Portrait enthalten und eine Ganzkörperaufnahme.Markant beleuchteter Mann im Anzug mit hellem Hut.

Die Sedkarte dient der Eigenwerbung. Stelle Dich also auch sonst von Deiner besten Seite dar. Gibt klar an, was Du erwartest, aber vermeide Angaben, die Fotografen eher abschrecken könnten. Dazu gehören Aussagen wie „TfP nur, wenn es meine Sed erweitert“ genau so wie eine lange Liste von Angaben, die Du vom Fotografen im ersten Email erwartest. Du hast ja jede Freiheit, dem Fotografen einfach höflich abzusagen (s.u.), wenn Dir seine Fotos nicht zusagen oder wenn er in der Kommunikation nicht vertrauenswürdig scheint.

Aber schrecke die Fotoamateure nicht direkt ab.

Sei auch realistisch in Honorarforderungen. Ohne eine Sedkarte, die einige Erfahrung suggeriert, sind erwähnenswerte Geldbeträge, die über eine Fahrtkostenbeteiligung hinaus gehen, falls überhaupt, einfach unrealistisch.

Besonders wenn Du TfP im Hinterkopf hast, also Fotos, die Du in aller Regel dann auch selbst im Internet verwenden kannst, dann überlege Dir welche Verhandlungsposition fair ist und daher auch erfolgreich sein kann. Zeit bringt Ihr beide ein. Der Fotograf wahrscheinlich deutlich mehr an Vor- und Nacharbeiten. Schau ein wenig, wo der Großteil der Kosten aufschlägt und überlege Dir, wie wichtig Dir die Fotos gerade mit diesem Fotografen sind.

Verzichte auf viele grelle Farben oder Schriftarten- oder –stilwechsel. Verzichte auf aus dem Web kopierte schnörkelige Textgrafiken. Das wirkt beides verspielt, erschwert das Lesen und motiviert nun wirklich niemanden, den ganzen Text zu lesen.

Fasse Dich kurz

Das, was Fotografen oft zu wenig schreiben, schreiben Modelle nicht selten zu viel. Klar, als Modell bist Du eher extrovertiert und die Sed dient der Selbstdarstellung. Aber Du möchtest auch, dass sie gelesen wird. Also nimm Rücksicht auf die Zeit des Fotografen und fasse Dich kurz.

Achte auf die Rechtschreibung

Eine Sed ist keine Deutscharbeit aber eben Eigenwerbung. Ein sehr fehlerhafter Text erweckt nicht grad den Eindruck, dass Du Dir merken kannst, wann Du wo erscheinen sollst und was Du mitbringen wirst. Außerdem dient korrekte Schrift, dazu gehören auch Großbuchstaben an den richtigen Stellen, der Lesbarkeit und damit der Motivation, den Sedcardtext vollständig zu lesen.

Sollest Du beobachten, dass der Text häufig nicht gelesen wird, dann mecker nicht sondern überprüfe, ob der Text gut lesbar und kurz genug ist und ob Deine Ausschreibungen und Bewerbungen tatsächlich alle wichtigen Informationen enthalten. Es ist nicht verboten, im Anschreiben zu einer Bewerbung Dir wichtige Angaben aus der Sed zu wiederholen. Im Gegenteil. Es ist niemand verpflichtet, einen seitenlangen kitschig formatierten Sedcardtext auch wirklich zu lesen.

Ein Tippfehler hier oder dort wird sicherlich nicht dramatisch sein. Der Gesamteindruck zählt.

Maße usw.

Klar, klappern gehört zum Handwerk. Aber mach ehrliche Angaben auf der Sedkarte. Reale Angaben sind hier ein wichtiger Teil der Vertrauensbildung, die ja keine Einbahnstraße ist. Fotografen haben durchaus auch Augen im Kopf. Wenn Angaben auf der Sed nicht korrekt sind, dann fragen die sich natürlich, wie ehrlich das Modell als Gesprächspartner sein wird.

Sollten die Angaben auf der Webseite sogar systematisch erfasst werden, also sollten Eingabefelder dafür angeboten werden und nicht nur ein frei formulierbarer Text, dann wir die Seite für Fotografen diese Daten für Suchfunktionen verwenden. Falsche Angaben führen dann dazu, dass praktisch nur solche Fotografen Deine Sedcard finden, die sich für Modelle mit Deinen Maßen, Haaren, Alter, Geschlecht, etc. einfach nicht interessieren. Ergo gibt’s dann auch keine Bewerbungen.

Die Ausschreibung

Wenn Du ein Shooting ausschreibst, also für Dich als Modell wirbst, dann gelten prinzipiell die gleichen Grundregeln wie für Fotografen.

  • Formuliere eine wirklich aussagefähige Betreffzeile.
  • Beschreibe Dein Vorhaben
    Biete den Fotografen ruhig eine ganze Reihe von Bildideen, die Du gern umsetzen möchtest. Das erhöht die Chancen, dass sich jemand angesprochen fühlt. Aber überschwemme sie nicht mit 0-8-15 Bildideen.
  • Sei realistisch
    Verzichte auf eine allzu lange liste allzu vieler exotischer oder aufwendiger Bildideen.
    Überprüfe ob Honorarvorstellungen marktgerecht sind und Deinem Erfahrungsschatz angemessen sind.
  • Verzichte aber nicht ganz auf Bildideen bzw. Projektthemen. Gib den Fotografen eine Chance, sich in guten Ideen wieder zu finden und damit einen Aufhänger, Dich als Modell anzusprechen.
  • Sei genau und ausführlich.
    Schokoladenshooting ist eben nicht gleich Schokoladenshooting. Du meinst vielleicht Portraits oder Oberkörperfotos bei denen Du genüsslich in Schokoriegel beißt, eine Tasse heißer Schokolade schlürfst oder Nutella aus dem Glas löffelst. Der eine oder andere Fotograf denkt vielleicht an einen von oben bis unten in braune Flüssigkeit eingeriebenen unbekleideten Körper. Oder umgekehrt.
    Auch dabei helfen Referenzfotos, ggf. Links zu fremden Arbeiten.
  • Sei Individuell
    Kopiere weder Textbausteine aus anderen Ausschreibungen noch Teile Deines Profiltextes von andren Seds.

Für Modelle und Fotografen

Einige wichtige Verhaltensregeln oder Gestaltungstipps sind allgemeingültig, egal ob Du als Fotograf Modelle suchst oder umgekehrt.

  • Suche/Biete Betreffzeile
    Die wichtigste Zeile Deiner Ausschreibung ist der Betreff. Sofern Dich nicht schon die Webseite durch ihr System dazu anleitet, bestimmte Informationen anzugeben, nach denen Interessenten dann geeignet suchen oder filtern können, schreibe die wichtigsten Eckdaten in die Betreffzeile. „Aktshooting“ ist keine brauchbare Betreffzeile. Aus ihr geht nicht einmal hervor, ob Du ein Modell suchst oder selbst fotografiert werden möchtest.
    Beim Lesen des Betreffs entscheidet derjenige, ob der Rest der Ausschreibung überhaupt gelesen wird .Deshalb ist es nicht nur wichtig, möglichst viele für die Ausschreibung zu interessieren „Playboyshooting for free“, sondern die angestrebte Zielgruppe genau anzusprechen (s. Beispiel oben). Es ist auch nicht förderlich, zu kleine Brötchen zu backen „Anfänger(-modell) sucht ...“ hilft niemandem im Betreff. Es schreckt nur ab. In der Ausschreibung, spätestens aber in der Kommunikation zur konkreten Verabredung, halte ich es für elementar wichtig, eine realistische Erwartungshaltung zu erzeugen. Sei also ehrlich in Bezug auf Deinen Erfahrungsgrad.
  • Pay/TfP
    Formuliere klar Deine Erwartungshaltung bzw. ggf. unmissverständlich, dass Du eine Bezahlung anbietest oder erwartest. Einfach nur „Pay-Shooting“ sagt wenig darüber aus, in welche Richtung Geld fließt. Die anschließend unter der Ausschreibung geführten Diskussionen wären dann vorhersehbar.
  • Vereinbarungen einhalten
    Auch wenn es ein Hobby ist, eine Shooting-Vereinbarung ist ein verbindlicher Vertrag. Der Shooting-Partner verlässt sich darauf. Ggf. wird ein Studio oder eine Location angemietet oder extra für dieses Bild ein Kleid gekauft etc. In jedem Fall wird die Zeit frei gehalten von anderen Verabredungen.
    Also sollten Shootings nur aus wichtigen für den Partner nachvollziehbaren Gründen abgesagt werden. Fotografen und Modelle reden untereinander in gleicher Weise über die jeweils anderen. Dabei fällt es ziemlich sicher auf, wenn die Großmutter zu häufig stirbt oder wenn am Samstag ein Shooting wegen eines verknacksten Knöchels ausfällt und am Sonntag dann die Hand verstaucht ist.
  • Referenzbilder
    Grundsätzlich ist es eine gute Idee, seine Ideen mit Beispielbildern zu visualisieren. Wenn das deine eigenen Bilder sind oder Du als Modell dazu die Erlaubnis des Fotografen hast (z.B. bei typischen TfPs), dann ist das meist völlig unproblematisch. Wenn das Fotos fremder Fotografen und/oder Modelle sind dann wolltest Du ein paar Regeln beachten.
    • Schmücke Dich nicht mit fremden Federn. Binde die Bilder niemals so ein, dass sie neben Deiner Ausschreibung direkt eingebunden werden und sichtbar sind. Manche Webseiten wie z.B. facebook verlinken sie als Vorschaubild. Das kann schon rechtliche Folgen haben. Bei einer Ausschreibung könnte, je nach Kontext, die Zitatregel greifen. Aber darauf würde ich mich nicht verlassen.
      Verlinke also die Fotos so, dass der Link auf eine neue Seite führt.
      Verlinke immer die Seite, auf der die Fotos sind. Verlinke nicht die Fotos selbst. Also nimm beispielsweise diesen Link:
      http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/8274/display/26322503
      aber nicht diesen:
      http://cdn.fotocommunity.com/images/Portrait-Frauen/Studio-kein-Akt/Mary-a26322503.jpg
    • Sollten auf einer Webseite sehr viele Fotos sein, dann nimm halt beide Links „Auf Seite XY ist mir das Bild YZ aufgefallen, das mich zu diesem Projekt inspiriert hat ...“
    • Als Anhang zu persönlichen Mails dürfte das unproblematisch sein. Vermeide trotzdem in jedem Fall den Eindruck, es seien Deine Fotos gewesen.
    • Womöglich wurde Dir ja sogar erlaubt, die Fotos dazu zu verwenden. Auch dann vermeide den Eindruck, es seien Deine eigenen Fotos. Es schadet nicht, den Fotografen oder das andere Modell dafür zu loben.

Die erfolgreiche Bewerbung

Nun findest Du eine Ausschreibung, die Dir zusagt und Du entscheidest Dich, Dich darauf zu bewerben.Frau steht unter einem Regenschirm auf den es von oben regnet. Sie hält einen Blumentopf in der Hand und gießt die Blume aus einer gelben Gießkanne.

Für Deinen Bewerbungstext gilt prinzipiell das gleiche, wie für einen eigenen Ausschreibungstext. Erzähle genau, wie Du Dir das vorstellst. Verwende Referenzbilder zur Visualisierung. Sei präzise und unmissverständlich in Honorarfragen, Aufnahmebereichen, etc.

Für das anschreiben, also für Dein Bewerbungsschreiben, gibt’s noch ein paar besondere Tipps.

  • Schreib etwas mehr als „Shooting gefällig?“
  • Geh genau auf die Ausschreibung ein, auf das Portfolio, den Profil- oder Sedcardtext. Gib zu verstehen, dass Du Dich für ein Gegenüber interessierst, dessen Intention verstanden hast, Dir gefallen, Du das kannst und Dich genau deshalb bewirbst.
  • Je allgemeingültiger die Ausschreibung war, desto eher könnte es angesagt sein, an dieser Stelle eigene Wünsche oder Ideen einzubringen.
  • Gib alle wichtigen persönlichen Daten an, die nicht auf der Sed bzw. im Profil stehen. Oder stelle zumindest in Aussicht, das zu tun, sobald Ihr Euch einig seid, miteinander zu fotografieren.
  • Beschreibe, weshalb ausgerechnet DU DER Fotograf oder DAS Modell für dieses Projekt bist.
  • Gib ruhig an, welche Möglichkeiten Dir zur Verfügung stehen. Wie schon gesagt, zähle nicht Deine Ausrüstung auf, außer da ist etwas elementar wichtiges oder explizit gefordertes dabei wie z.B. ein Ringlicht wenn in der Ausschreibung ein Referenzbild mit Ringlicht vorkommt. Du könntest Requisiten vorschlagen oder erwähnen, dass Du Zugang zu einer passenden Location hast o.ä.
  • Geh in jedem Fall auf alle Fragen ein, die Dir gestellt werden.
    Vorsicht Modelle: Eine E-Mail oder PN könnte mehrere Fragen beinhalten. Das erfordert dann mehrere Antworten. Fragen mit „oder“ kann man nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten.

Die höfliche Absage

Nun kommt es vor, dass Du das Gefühl hast, Ihr zwei passt einfach nicht zusammen, zumindest nicht für das konkrete Vorhaben. Im besten Fall haben sich einfach zu viele auf Deine Ausschreibung hin beworben und Du hast Dich für einen oder wenige Shooting-Partner entschieden.

Dann schreibe auf jeden Fall eine Antwort! Das gebietet die Höflichkeit. Außerdem kommunizieren Fotografen und Modelle auch untereinander. „Bei dem/der brauchst Du Dich nicht zu bewerben. Der/Die antwortet sowieso nicht“ ist sicher nicht das, was Du möchtest, dass es über Dich gesagt wird.

Andererseits gibt es angenehmere Aufgaben, als jemandem abzusagen. Man möchte schließlich niemandem vor den Kopf stoßen. Nun, das Gefühl, abgelehnt worden zu sein, kannst Du Deinem Bewerber auch nicht nehmen, indem Du schweigst. Sei dabei ehrlich, höflich und bestimmt. Niemand kann verlangen, dass Du die Gründe dafür genau erläuterst. Beispiel:

Liebe/r (Name),

vielen Dank für Deine Bewerbung auf mein Projekt (Bezeichnung aus dem Betreff der Ausschreibung)

Ich habe mich sehr darüber gefreut und mir Deine Sedkarte/Dein Portfolio/Deine Webseite aufmerksam angesehen.
Leider bin ich zu dem Entschluss gekommen, das Projekt mit jemand anderem umzusetzen. Ich wünsche Dir hier bei (Community/Fotoportal) weiterhin viel Erfolg bei Deinen zukünftigen Fotoprojekten. 

Viele Grüße

(Dein Name)

 

Sollte Dein Gesprächspartner mit der Absage nicht zufrieden sein, sondern nach Gründen fragen oder sich gar zu rechtfertigen versuchen, dann kannst Du das entweder auch kurz aber höflich beantworten ala „Belass es bitte dabei. Das werde ich nicht erklären.“ oder in dem Fall dann einfach auch nicht mehr antworten. Du hast Deine Schuldigkeit getan und andererseits gehört es sich nicht, eine Absage zu hinterfragen.

Wenn Du also auf diese Weise Deinen ersten Shooting-Partner suchst, dann wird es schon funktionieren. Zu guter Letzt frag Dich immer selbst „Würde ich mich selbst auf diese Ausschreibung bewerben?“, und verbessere sie ruhig zwei oder drei mal bevor Du sie online stellst.

 

Nun wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deiner Ausschreibung oder Bewerbung.