Eine Einführung in die digitale Infrarotfotografie
Tübingen roter als Rot
In diesem kurzen Tutorial wirst Du die grundlegenden Schrite lernen vom rohen Infrarotbild aus einer digitalen Kamera bis zum ferigen Bild. Du wirst sehen, das funktioniert sogar mit kostenloser (freier) Software und braucht nur eine Handvoll Klicks.
Es braucht allerdings besondere Hardware. Die einfachste Möglichkeit ist, vor eine normale digitale Kamera ein Infrarot (IR)-Filter zu schrauben. Nun ist es so, dass moderne digitale Kameras vor dem Sensor ein sog. AA-Filter verbaut haben, das u.a. infrarotes Licht aussperren soll. Wenn Du nun ein Filter vor das Objektiv schraubst, dann läßt das äußere Fitler nur IR durch und das innere vor dem Sensor läßt alles außer IR durch. Dadurch kommt nur sehr wenig infrarotes Licht in der Kamera an.
Daraus ergibt sich häufig, dass man statt von Belichtungszeiten auch von Lieferfristen sprechen könnte. 15s bei 400 ASA, Blende 5.6 sind auch bei strahlendem Sonnenschein durchaus zu erwarten.
Dieser Ansatz geht schon aus praktischen Gründen nur mit einem Stativ. Mein Beispielbild wird dem nicht gerecht. Es wäre so nicht möglich. Ich habe mir eine digitale Kamera so umbauen lassen, dass das eingebaute Filter gegen ein Infrarotfilter augetauscht wurde. Dadurch habe ich ganz normale Belichtungszeiten und kann solche Fotos auch ohne Stativ anfertigen.
Für welchen Weg Du Dich auch entscheidest, dieses Tutorial ist prinzipiell für beide Wege das Gleiche. Mit einem Vorsatzfilter würdest Du allerdings statischere Motive fotografieren müssen.
In der Kamera entsteht nun ein rotes Bild. Das liegt daran, dass insbesondere die roten Sensoren für infrarot empfindlich sind. Je nach Kombination aus Gehäuse und Filter(n) kann das Bild neben Rot noch weitere Farbanteile enthalten, was sich signifikant auf das Endergebnis auswirken kann. Hier sehen wir ein Bild einer äleren Canon 20D mit 700nm Filter.
Dieses rote Bild sieht auf den ersten Blick unbrauchbar aus. Wenn Du allerdings darauf einen -recht extremen- Weißabgleich anwendest, dann sieht das Bild schon ganz anders aus. Tippe dazu mit der Pipette der Weißabgleichfunktion in sonnenbeschienenes Laub. Experimentiere an dieser Stelle ruhig etwas.
Für einen verlustfreien nachträglichen Weißabgleich bietet sich an, die Bilder im RAW-Format aufzunehmen. Nicht alle RAW-Konverter können mit derart extremen Weißabgleichen gut umgehen. Neben dem, den Dein Kamerahersteller Dir zur Kamera dazu gegeben hat, könntest Du an freien bzw. quelloffenen Programmen UFRaw oder RawTherapy ausprobieren.
Das Ergebnis schaut dann so aus:
Anschließend nimmst Du den Kanalmixer Deines Bearbeitungsprogramms und tauscht den Rotkanal mit dem Blaukanal gegenseitig aus.
Das Infrarotbild wird an dieser Stelle meist relativ flau wirken. Also solltest Du die Kontraste deutlich angeben. Je nachdem möchtest Du vielleicht auch die Sättigung erhöhen, was ich in diesem Beispiel nicht gemacht hab.
Das ist es dann normalerweise schon.
An dieser Stelle hab ich allerdings etwas herumzuspielen begonnen und noch eine Vignette zugefügt. Nun, das ist keine einfache Vignette. Meine Hermann-Vignette funktioniert so:
- Kopiere das sichtbare Bild in eine neue Ebene (neu aus Sichtbarem) bzw. verdoppele die Ebene, wenn Du sowieso alles in einer Ebene hast.
- Entsättige die neue Ebene völlig.
- Setze den Ebenenmodus von "normal" auf "muliplizieren".
- Erschrick jetzt nicht!
- Füge eine Ebenenmaske hinzu.
- Fülle die Ebenenmaskemit einem radialen Grauverlauf von Schwarz in der Mitte zu Weiß an den Rändern.
Solch eine Vignette ist nicht so aufdringlich wie andere. Sie verdunkelt die dunklen Bildteile stärker als die hellen. Ganz helle werden praktisch gar nicht abgedunkelt.
Bei diesem Bild fand ich, dass die Vignette dem Bild mehr Tiefe verleiht.
"Viel hilft viel" sagt man oft. Stimmt nur selten. Trotzdem war ich neugierig, wie noch mehr davon das Bild verändern wird.
Und noch mehr ... (dritte Vignettenebene übereinander)
Das gefiel mir schon deutlich besser. nun war mir die Bildmitte allerdings etwas zu dunkel geworden. Sie ließe sich über die Gradationskurve aufhellen oder über Veränderungen der radialen Verläufe in den Ebenen.
Der Kanalmixer
Um zu verdeutlichen, wie der Kanalmixer das Enderegebnis beeinflussen kann, siehe das folgende Bild.
Links ist das Bild, wie es typischer Weise durch de Weißabgleich erzeugt wird, ggf. kontrastverstärkt.
Rechts daneben ist der Rotkanal mit dem Blaukanal vertauscht.
Das zweite Beispiel, also das dritte Bild zeigt einen Tausch von Rot und Grün.
Deneben ist das Ergebnis eines Tauschs von Blau und Grün.
Das vorletzte zeigt einen Ringtausch: Rot -> Grün, Grün -> Blau, Blau -> Rot
Zum Schluß den umgekehrten Ringtausch: Rot -> Blau, Blau -> Grün, Grün -> Rot