Wie man ein Feuerwerk fotografiert

Zwei mal im Jahr wird in Foren und Social Media häufig gefragt, wie man Feuerwerke fotografiert. Das passiert vor dem Jahreswechsel und im Spätsommer in der Feuerwerks-Saison, wenn viele professionelle Feuerwerke dargeboten werden.

Kurz die Fakten

  • Nimm ein gutes Stativ
  • Verwende einen Kabelfernauslöser
  • 100 ISO und Blende 11 oder 200 ISO und Blende 16 (Ausgangswert)
  • M + bulb oder B
  • Manuell auf unendlich fokussieren
  • Auslösen, bevor eine Figur beginnt und beenden, wenn eine Figur beendet ist.

Die Mär vom Silvesterfeuerwerksfoto

Geschätzte 99,9% der gelungenen Feuerwerksfotos entstehen bei professionellen Höhenfeuerwerken. Silvester sieht das ganz anders aus. Silvester weiß man selten genau, wo was abgefeuert wird und wie hoch es aufsteigt. Die Luft ist voller Schmauch und - ganz ehrlich - man selbst ist selten nüchtern.
Es gibt auch einige professionelle Feuerwerke zum Jahreswechsel. Das am Brandenburger Tor fällt mir ein, die Harbour-Brigde in Sydney, ums London Eye herum, Dubai u.v.a.m.
Das könnte gelingen. Wenn Dir das Foto an dieser prominenten Location so wichtig ist, dann wirst Du dafür sicher gern in Kauf nehmen, nicht so richtig mitzufeiern, Deinen Standort frühzeitig einzunehmen oder den ganzen Krempel die ganze Zeit irgendwie mitzuschleppen. Offen gestanden ist das nicht meine Auffassung vom Feiern, aber ok. Das kann gut funktionieren und wird Dir tolle Fotos mit sensationeller Kulisse verschaffen.

Mein Tip: Konzentriere Dich auf professionelle Höhenfeuerwerke.
Wann und wo in Deutschland ein Feuerwerk stattfindet verrät Dir der Feuerwerk-Kalender.

Die Standortwahl und der Wind

Zum Standort ist nicht nur wichtig, dass Du gute Sicht auf das Geschehen hast. Dazu hilft natürlich etwas, wenn Du das Feuerwerk schon einmal gesehen hast und weißt, wo genau es aufsteigt. Diese Standorte sind beliebt. Sei also zeitig vor Ort.

Eigentlich noch wichtiger ist die Windrichtung. Schau Dir also vor dem Tag des Geschehens mögliche alternative Standorte an, auf die Du ausweichen kannst, fallls der Wind ungünstig steht für Deinen bevorzugten Standort.

Und wie sollte der Wind stehen?

Der Wind ist deshalb wichtig, damit Du neben dem Feuerwerk nicht zu viel des Rauchs im Bild haben wirst. Der Rauch verschlechtert nicht nur die Sicht auf das Geschehen, er wird auch noch vom Feuerwerk angeleuchtet, so dass er in den Farben des Feuerwerks deutlich sichtbar wird.

Der Wind sollte von der Seite kommen. Es ist besser, wenn etwas Wind geht, denn bei Windstille bleibt der Rauch dort, wo auch das Feuerwerk ist.

Kommt Dir der Wind entgegen, bläst also vom Feuerwerk auf Dich zu, dann versaut er Dir ebenfalls das Bild.

Weht der Wind aus Deinem Rücken auf das Feuerwerk zu, dann ist das ebenfalls suboptimal. Du hast dann den Rauch im Bild und es wird sehr schwer werden, ihn in der Bearbeitung zu eliminieren.

Von der Seite weht der Wind Dir den Rauch aus dem Bild. Du wirst ihn dennoch im Bild haben rechts bzw. links vom Feuerwerk, aber dort läßt er sich leicht in der Bearbeitung entfernen.

Die Brennweite

Der Standort bestimmt auch die Brennweite. Wenn Du dort bist, wo das Publikum üblicher Weise ist, also relativ nah am Feuerwerk, dann nimm 17mm für MFT, 20 mm für APS und 35mm für Kleinbild.

Ich bin gern weiter weg, um von dort auch den Veranstaltungsort noch ins Bild einbeziehen zu können. Da beginne ich mit 15mm bei MFT, 35mm bei APS und 50mm für Kleinbild. Nimm eine etwas kürzere Brennweite als Du eigentlich brauchst um Reserve insbesondere über dem Geschehen zu haben.

Üblich ist, dass am Anfang etwas relativ hohes abgefeuert wird. Nimm das als Orientierung und lass darüber noch Luft. Das Finale wird nicht selten noch etwas höher.

(Privates Silvesterfeuerwerk ist nicht so hoch. Da sind etwas längere Brennweiten angesagt.)

Stativ

Das muss - wie der Name schon sagt - stabil sein. Stabile Stative sind schwer. So ist die Physik. Ruhige Stative sind aus Holz. Schwere Stative sind meist auch eher teuer.

Weiter unten kommen die Gründe dafür, weshalb das Stativ richtig stabil sein sollte. (Stichworte Montage, Zeit, Spiegelvorauslösung etc.)

Streulichtblende

Wie eigentlich immer achte darauf, dass sie zur Brennweite passt. Eine zu kurze Streulichtblende ist praktisch nutzlos und eine zu lange schwärzt die Ecken des Bildes.

Sie verhindert, dass andere Lichtquellen vor Dir, z.B. Straßenlaternen, die nicht im Bild sind, ins Objektiv schlagen und sich negativ auf Kontrast und Brillanz auswirken.

Die Belichtungszeit

Die Kamera steht auf M und die Zeit auf bulb bzw. die Kamera steht auf B. (Je nach Modell)

Du solltest die Kamera mit einem Kabelfernauslöser auslösen. Wenn Du drückst wird der Verschluss geöffnet und die Aufnahme beginnt. Das machst Du beispielsweise, wenn eine Rakete aufsteigt oder explodiert. (Wenn Du sieh hörst ist es zu spät) Wenn Du den Taster wieder los läßt, dann wird der Verschluss geschlossen und die Aufnahme ist beendet. Das machst Du, wenn die aktuelle Figur grad beendet ist.

Bei längeren Figuren wie Goldregen rate ich dazu, die Belichtung zwischendurch immer wieder zu unterbrechen. So bekommst Du die Struktur des Goldregens etc. besser ins Bild und vermeidest am Ende nur eine große weiße Matsche im Bild zu haben.

Oft liest man, man könne auch mit 2s-Selbstauslöser und fester Belichtungszeit (15s wird oft genannt) improvisieren. Davon rate ich ab. Wenn Du das machst, dann hast Du weder Kontrolle darüber, was grad passiert, wenn die Aufnahme beginnt, noch darüber, dass Du genau eine Figur ins Bild bekommst. Die Bilder werden dann sehr zufällig mit entsprechend viel Ausschuss.

Die Blende und deren Optimierung

Stell einen niedrigen ISO-Wert ein. Falls Du den optimalen ISO-Wert Deiner Kamera kennst, dann nimm den und passe die Blende entsprechend an. Ich nehme 100/21°. Wenn Deine Kamera nur 200/24° kann, dann nimm das.

Beginne mit Blende 11 für 100/21° bzw. 16 für 200/24°.

Schau Dir ruhig die ersten Fotos kritisch an. Wenn Du das Gefühl hast, die Farben kommen nicht so richtig, also statt rot ist das Feuerwerk rosa, pastellig oder sogar weiß, dann schließe die Blende weiter. (in Richtung 16, 22) Wenn die Farben zwar satt sind aber doch zu dunkel, dann öffne die Blende etwas. (In Richtung 11, 8)

(Versichere Dich, dass Auto-ISO ausgeschaltet ist.)

Scharf stellen

Das ist einfach. Fokussiere entweder manuell oder mit Autofokus auf etwas weit entferntes. Danach stellst Du den Autofokus aus und fasst das Objektiv nicht wieder an.

Wenn du ein Zoom-Objektiv benutzt, dann beachte, dass die wenigsten die Scharfeinstellung behalten wenn man zoomt. Solltest Du die Brennweite verändern müssen, dann fokussiere erneut.

Vorsicht: Unendlich ist nicht das gleiche, wie den Fokusring ganz bis zum Ende zu drehen. Dann hast Du höchstwahrscheinlich zu weit gedreht und alles wird unscharf.

Wenn die Umgebung mit ins Bild soll

Wenn Du auch die Umgebung im Bild haben möchtest, z.B. Schiffe oder die Kirmes oder die Burg oder was auch immer, dann bist Du mit der Wahl der Belichtungszeit nicht so frei wie oben beschrieben. Du mußt dann die Zeit verwenden, die bei der jeweiligen Blende die Umgebung perfekt belichtet.

Technisch geht das zwar gut, ist aber unpraktisch, weil Du dann die jeweiligen zeitlichen Ausschnitte des Feuerwerks nicht so sauber trennen kannst. Außerdem schalten Schiffe und eine Kirmes ihre Lichter weitgehend aus während das Feuerwerk läuft. Deshalb rate ich dazu, vorher die Umgebung zu fotografieren, bis sie perfekt sitzt und Dich später nur auf das Feuerwerk zu konzentrieren und das dann später daheim zu montieren. (s.u.) Dabei ist Dir hilfreich (aber nicht zwingend notwendig) wenn Du die Kameraausrichtung und Brennweite nicht mehr veränderst. Wenn Du sie verändern musst, weil Du einfach daneben gelegen hast, dann nimm die Umgebung nach dem Feuerwerk einfach noch einmal auf. (Hier könnte der Rauch wieder stören - je nach Windrichtung.)

Rauschunterdrückung

Langzeitrauschunterdrückung ausschalten.
Dabei wird nach dem Foto noch einmal ein sog. Dunkelbild aufgenommen. Dazu ist die Kamera - jedenfalls viele Consumer- und Prosumer-Modelle - genau so lange blockiert wie die Aufnahme gedauert hat. Bei einem Feuerwerk stört das enorm. Mach das nicht.

Andere Formen der Rauschunterdrückung kannst Du aktiviert lassen.

Spiegelvorauslösung

Kannst Du machen. Du riskierst aber, während des Feuerwerks durcheinander zu geraten, ob der Verschluss grad geöffnet ist oder ob Du grad noch in der Spiegelhochklapp-Phase bist. Außerdem riskierst Du einen großartigen Moment zu verpassen, dann Dir bleibt oft nicht viel Zeit zum Auslösen.

Wenn Du ein richtig gutes Stativ benutzt, dann brauchst Du sie eh nicht.

Montage

Wie ich oben schon beschreiben habe, habe ich oft ein Bild für die Umgebung und dann kurze Aufnahmen einzelner Figuren. Wenn das Stativ wirklich ruhig stehen bleibt und nichts wackelt und niemand ans Stativ stößt und Du nicht zoomen musst, dann ist die spätere Montage ein Kinderspiel.

Dazu legst Du zwei Fotos in einem Bearbeitungsprogramm (ich nehme Gimp) als Ebenen übereinander. Die obere Ebenen bekommen den Modus "nur aufhellen" und schon bist Du fertig.

So könntest Du auch spielend leicht mehrere Figuren miteinander kombinieren. Also mach im Zweifel eher mehrere kurze Aufnahmen als wenige lange, denn sie später zusammenzufügen ist ganz einfach. Späteres Trennen ist praktisch unmöglich.

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