Du verwendest ausschließlich originale Streulichtblenden und hast trotzdem manchmal Lensflares im Bild?

Das kann zwei Gründe haben.

 

1. Du verwendest ein sog. Vollformat-Objektiv an einer Kamera mit kleinem Sensor

Also Du hast ein EF-Objektiv an einer Kamera für EF-S oder ein FX an einer Kamera für DX-Objektive (oder die entsprechenden Bezeichnungen anderer Hersteller).

 

Vollformat vs. Cropformat

 

2. Du verwendest ein Zoom-Objektiv.

 

Vollformatobjektiv an Crop-Kamera

Sieh Dir die Grafik oben an. Sie zeigt schematisch, um wie viel kleiner der Sensor einer Crop-Kamera ist im Vergleich zum Kleinbild/Vollformat. Noch mehr Formate im Vergleich zueinander findest zu hier.

Dein Objektiv ist so gebaut, dass es das größere Format ausleuchtet. Von diesem Bild nutzt Du aber nur den inneren Teil. Gleichzeitig ist Deine Sonnenblende darauf ausgelegt, das große Format zu unterstützen. Sie läßt also alles Licht durch, das für das große Bild gebraucht wird. Wenn nun die Sonne (oder eine andere Lichtquelle z.B. bei Nachtaufnahmen oder in Innenräumen) im großen Bild noch sichtbar wäre aber in Deinem Ausschnitt nicht, dann kann die Streulichtblende dieses Licht nicht abschatten.

Zur Veranschaulichung sieh Dir dieses Beispielbild an. Es wurde mit einer EOS 20D (Crop 1.6) und einem EF 35mm 1:2 IS USM aufgenommen mit der originalen Streulichtblende EW-72. Dabei ist genau das passiert, was Du an den Flares (Blendenflecken) erkennst. Die Sonne steht oben rechts und wäre an einer Vollformatkamera im Bild gewesen.

 Bei diesem identischen Bild habe ich mit der Hand und einem Stück Pappe die Streulichtblende etwas „verlängert“ indem ich die Sonne mit der Pappe abgeschattet habe.

Bild ohne Flare

 

Das gleiche passiert beim Zoomen

Zu Zoomobjektiven gibt es ebenfalls originale Streulichtblenden von den Herstellern. Hier liegt das Problem ganz ähnlich, ist aber noch etwas offensichtlicher. Die Blende wurde dafür notwendigerweise für die kürzeste Brennweite optimiert. Wenn Du nun zoomst, dann läßt die Blende zwangsläufig auch Licht ins Objektiv, das bei längeren Brennweiten nicht zum Bild beiträgt.

Für manche hochwertige Objektive bieten manche Hersteller auch mehrere Streulichtblenden für verschiedene Brennweitenbereiche an. Du könntest entweder diese kaufen oder aus dem Zubehörmarkt Streulichtblenden aus Gummi kaufen, die ins Filtergewinde geschraubt werden. Das ist, was ich mache.

Die Brennweite wird bei Gummi-Gelis oft fürs Kleinbild-Format angegeben. D.h., dass Du darauf ggf. den Crop-Faktor anwenden solltest. (Hier hilft der Crop-Faktor tatsächlich einmal.) Also wenn Du ein EF 50mm an einer Kamera mit Crop 1.6 verwenden möchtest, dann sollte Deine Streulichtblende für 80mm ausgelegt sein.

Ähnlich ist es bei Zoom-Objektiven. Für ein 28-70 solltest Du neben der Blende des Herstellers für 28mm eine weitere haben für eine mittlere Brennweite, z.B. 35mm und eine für eine längere wie z.B. 50mm. Dann verwende die originale zwischen 28 und 35mm und die längere für 35 bis 50mm und die ganz lange ab 50mm. Solltest Du ein EF 28-70 an einer EF-S verwenden, dann brauchst Du auch schon für 28mm eine zusätzliche Blende für ca. 40mm (genau sind es 44,8mm, aber das wirst Du am Zubehörmarkt kaum finden.) und eine mit ca. 55mm und eine mit ca. 80mm.

Fazit:

Streulichtblende? – Ja, und zwar immer und zwar die richtige. Eine zu kurze Blende ist oft so schlecht wie gar keine Streulichtblende.