Ringlichter sind attraktive Lichtquellen, die Fotos eines ganz bestimmten Stils ermöglichen. Aktuell werden häufig Ringlichter preiswert angeboten, aber auch Leuchtpanele, die als weiches Dauerlicht beim Filmen verwendet werden. Davor möchte ich mit diesem Artikel warnen.
Ebenso warne ich vor Dauerlichtern, die oft preiswert als Einsteigersets angeboten sind, und deren Licht von Energiesparlampen erzeugt wird.
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Foto: Omar Brandl License: (CC BY-NC-ND 4.0) |
Grundgedanke Ringlicht
Neben weiteren kreativen Anwendungen ist die Grundidee eines Ringlichts, dass die Kamera durch den Ring hindurch fotografiert und dadurch ein Licht entsteht, das keinerlei Schatten auf das Motiv/Modell wirft. Wenn das Ringlicht als Führungslicht verwendet wird, dann funktioniert das recht gut. Weitere seitliche Lichter können verwendet werden, um dem Motiv/Gesicht gezielt wieder etwas Licht und Schatten zu geben und damit etwas von der Struktur und Tiefe zurückgeben, die bei Verwendung eines einzelnen Ringlichts verloren gehen.
Die beiden häufigsten Anwendungen für Ringlichter dürften Portraits und Makros sein. Sofern Du Deine Makros von toten Gegenständen machst, ist dieser Artikel nicht so wahnsinnig relevant für Dich. Solltest Du aber Pflanzen oder Speisen aufnehmen, dann lies ihn Dir trotzdem durch. Die Problematiken mit der Farbechtheit, die ich hier beschreibe, betreffen Dich dann genauso.
Ein Nebeneffekt, der vielen Fotografen wichtig ist, sind die Ringe, die durch Ringlichter im Auge entstehen können. Nun sind Ringblitze einerseits recht teuer, umso teurer je größer sie sind. Aber bei kleinen Ringblitzen, wie sie im Makro-Bereich oft genutzt werden, oder von Dentisten bzw. allgemein in der Medizin zur Dokumentation oder für Repro-Zwecke, sind diese Ringförmigen Reflexionen im Auge relativ klein. Der Effekt ist dann praktisch nicht vorhanden.
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Foto: D. Burger License: (CC BY-NC-ND 4.0) |
Für diese Ringe brauchst Du also ein möglichst großes Ringlicht. Umso verführerischer sind die oft sehr preiswert angebotenen Ringlichter, die im Wesentlichen aus einer kreisrund geformten Leuchtstoffröhre bestehen. Nun ist das Licht von Leuchtstoffröhren leider völlig ungeeignet für auch nur halbwegs farbechte Fotos. Mit einem Weißabgleich ist es da nicht getan. (s.u. für Details)
Probleme mit Leuchtstoffröhren
Beim Robert haben wir mit Eva u.a. einen Effekt ausprobiert, um mit zwei handelsüblichen Leuchtstoffröhren Streifen in die Augen zu bekommen.
Handelsübliche Leuchtstoffröhren sind noch viel schwieriger als „Tageslichtlampen“, deshalb eignen sie sich besonders, um zu demonstrieren, worin die Problematik liegt.
Ich habe hier dafür zwei Fotos gegenübergestellt, die praktisch unverändert aus der Kamera kommen. Das linke ist herkömmlich mit Blitzen beleuchtet und das rechte mit Leuchtstoff-Dauerlicht. Der Unterschied wird Dir sofort ins Auge springen.
Versuche Dich auch gern an den JPEGs, die ich ebenfalls verlinkt habe. Meiner Ansicht nach ist ein halbwegs brauchbares Ergebnis nur dann erreichbar, wenn Du Haare, Augen (Iris und das Weiße separat), Haut und Kleidung jeweils separat angleichst und das dann montierst. Aber wenn Dir das gelingt, dann frag Dich, ob Dir dieser Aufwand die Einsparung gegenüber einem Ringblitz wirklich wert ist.
Nun wird Dir direkt der Gedanke kommen, dass beim rechten Bild einfach der Weißabgleich nicht sitzt. Zum Weißabgleich schreibe ich unten noch etwas, aber ich lade Dich gern ein, selbst auszuprobieren, ob Du einen möglichst einfachen Weißabgleich findest, um das Bild in Richtung realer (gesund wirkender) Farben zu verschieben. Dazu stelle ich Dir die RAW-Bilder zur Verfügung. Klicke einfach auf die Bilder:
Wenn es denn sein muss …
… dann nimm unbedingt RAW
RAW wird als Grundlage für die Bildbearbeitung in meinen Augen häufig deutlich überbewertet. Wofür RAW aber tatsächlich ideal ist, das ist, um den Weißabgleich nachträglich korrigieren zu können. Und zwar verlustfrei! Das nachträglich zu machen, befreit Dich von der Notwendigkeit, den WB während der Aufnahme bereits immer richtig zu setzten. (Während RAW Dich nicht davon befreit, während der Aufnahme bereits perfekt zu belichten. (-: )
Unten gehe ich auf die besonderen Charakteristika ein, und erkläre anhand des Lichtspektrums dieser Lampen, weshalb ein Weißabgleich bei Neonlicht dramatisch schwierig ist. Was dabei wirklich schwierig ist, ist, dass keine zwei Leuchtstoffröhren gleich sind. Mir ist aber aufgefallen, dass das kostenloase RawTherapee mehrere Profile für Leuchtstoffröhren anbietet. Mit etwas Glück, gelingt es Dir, ein Profil zu finden, dass zu Deiner Lampe passt. Probiere das unbedingt vorher aus, ggf. an Selfies, eh Du ein Modell vor die Kamera bittest.
Ausweichstrategien
Nun hast Du bereits Aufnahmen gemacht und in der Bearbeitung gemerkt, dass die Farben wirklich nicht stimmen bzw. nicht wirklich gut aussehen. Das Modell wirkt dann oft regelrecht krank. Dabei hattest Du womöglich sogar für professionelle perfekte Kosmetik gesorgt und das Modell sah in Wirklichkeit richtig gut aus. Du hast auch RAWs und bist trotz eines RAW-Konverters mit guter Unterstützung für Leuchtstoffröhren mit den Ergebnissen nicht richtig zufrieden?
Dann mach es, wie viele anderen auch. Weiche auf bewusst falsche Farben aus und sag nachher halt, das sei so gewollt gewesen.
Fehlfarben
Kreativ mit der Farbgebung umzugehen und die Bilder als Ganzes oder selektiv zu tonen, kann eine ganz brauchbare Strategie sein. Die folgenden Bildbeispiele sollen aufzeigen, wo ich es für gelungen halte, mit dieser Problematik geschickt umzugehen. Da können ganz gute Fotos entstehen, die den Modellen auch gefallen dürften. Nur natürlich ist natürlich ganz anders.
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Foto: Omar Brandl License: (CC BY-NC-ND 4.0) |
Foto: Omar Brandl License: (CC BY-NC-ND 4.0) |
Schwarzweiß
Eine ähnliche Strategie ist der Verzicht auf Farbe. Besonders wenn Du von Anfang an beabsichtigst, Schwarzweißfotos zu produzieren, spielt die Lichtquelle eine sehr untergeordnete Rolle.
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Foto: mriceman License: (CC BY-NC-ND 4.0) |
Foto: Tim Rost License: (CC BY-NC-ND 4.0) |
Siehe hier, wie Du Fotos geschickt in Schwarzweiß konvertierst.
Theorie
Die Krux an der Sache ist halt, dass diese Lichtquellen kein kontinuierliches Spektrum emittieren. Sieh Dir zum Vergleich das Spektrum von Sonnenschein an, an einem Tag mit strahlend blauem Himmel.
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Aus Wikipedia, Mitglied Deglr6328 |
Du erkennst eine Art Gaußkurve mit einem Schwerpunkt um gut 500nm herum. Dort liegt in etwa blautürkis, was Dich sicher nicht überrascht, denn das ist die Farbe des blauen Himmels. Auf solch eine in etwa Gaußsche Verteilung läßt sich leicht und gut ein Weißabgleich anwenden, der die Farben des Bildes dann normalisiert, so dass graues grau und weißes weiß ausschaut.
Bei Blitzbirnen ist die Verteilung des Lichtes ganz ähnlich.
Bei Zimmerbeleuchtung mit normalen Glühbirnen wirst Du auch eine ungefähre Gaußsche Verteilung sehen, allerdings mit einem Schwerpunkt bei längeren Wellenlängen, also eher im roten Bereich.
Nun schau Dir im Unterschied dazu die Emissionskurve einer beispielhaften Leuchtstoffröhre an. Sie zeigt zwei sehr steile Maxima.
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Aus Wikipedia, Mitglied Deglr6328 |
Nun ist das bei Leuchtstofflampen nicht einheitlich. Von Philips gibt es beispielsweise diese Tageslichtlampe. Ihr Spektrum verteilt sich deutlich gleichmäßiger über den Bereich des sichtbaren Lichts, was schon sehr viel besser das Tageslicht simuliert. Jedenfalls funktioniert das gut für unser Auge. Der Fotografische Weißabgleich Deiner Kamera wird an den vielen lokalen Maxima und Minima allerdings verzweifeln.
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Aus Wikipedia, Mitglied Deglr6328 |
Hier ein weiteres Beispiel, nicht so hoch auflösend aber dafür werden die jeweiligen Farben des Lichts ebenfalls illustriert. (Vorsicht, die Skala verläuft genau entgegengesetzt.)
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Aus Wikipedia, Mitglied Anton |
Ein Weißabgleich macht dabei nichts anderes – vereinfacht gesagt – als diese Emissionskurve als Profil zu verstehen und die Farben so umzurechnen, als wären sie unter dem Licht mit einer anderen Lichtquelle fotografiert worden mit einem Maximum in der Mitte des sichtbaren Spektrums und einem flacheren Verlauf der Gaußkurve. Unnötig zu erklären, dass das mit den sehr unterschiedlichen Profilen der verschiedenen Leuchtmittel in Leuchtstoffröhren nicht so leicht zu bewerkstelligen ist.
Während das für ein Profil, eines bestimmten Leuchstoffröhrentyps noch gelingen könnte, wird das selbe Profil bei anderen Leuchtstoffröhren schrecklich versagen. Du müsstest also mindestens wissen, welche Leuchstoffröhre Du verwendest und ob Dein RAW-Konverter dafür ein Weißabgleich-Profil anbietet.
Jetzt dürfte Dir auch verständlich sein, dass ein Weißabgleich bei solchem Licht beispielsweise für die Lippen super funktioniert und ein gesundes Rot ergibt (bzw. die Farbe des Lippenstiftes) aber bei den Zähnen oder dem Weißen im Auge fehlschlägt.
Während ich mir solch einen partiellen Weißabgleich für ein Portrait noch zutraue, die Arbeit aber scheue, würde ich mich an ein Food-Foto damit gar nicht erst heran wagen.
Abschießend ein paar DIY (Do It Yourself) Anleitungen
Ein paar ganz brauchbare Bauanleitungen habe ich für Dich gefunden. Lediglich die erste, die für Kompaktkameras, hat den Nachteil, dass sie keinen schönen Ring formen wird. Wenn Dir der Ring wichtig ist, dann wirst Du die Anleitung sicher sinngemäß leicht verändert anwenden können.
Lomography Anleitung für Kompaktkameras
Ghostbastlers Ikea Ringblitz
http://www.ghostbastlers.de/portfolio-items/diy-ikea-ringblitz/
Digital-Fotografie Ausführliche Anleitung in 3 Schritten
http://www.digital-fotografie.us/2011/05/18/diys-ringblitz-selbst-bauen-teil-1-3/
http://www.digital-fotografie.us/2011/05/19/diys-ringblitz-selbst-bauen-teil-2-3/
http://www.digital-fotografie.us/2011/05/20/diys-ringblitz-selbst-bauen-teil-3-3/
How to make a DIY Ring Flash (Digital Photography Shool, EN)
https://digital-photography-school.com/how-to-make-a-diy-ring-flash-tutorial/
Apartment Therapy (EN) Three ways to DIY a Ring Flash for Cheap
http://www.apartmenttherapy.com/3-ways-to-diy-a-ring-flash-for-153268